Eintrag 17: Woche 19-20 (Frohes neues Jahr!)
Liebe Alle
Wort der Woche: la nouvelle année – Neujahr - “Frohes neues Jahr.“
Okay Ich entschuldige mich schon am Anfang, damit ich es gesagt habe. Ich habe noch ein letztes Mal (hoffe ich) zwei Wochen zusammengenommen. Obwohl ich eigentlich gar nicht sagen kann, ob es das letzte Mal war. Ich habe wieder einmal zwei Wochen zusammengepackt, weil ich die Zeit zuhause geniessen wollte und mir keine Zeit für das Schreiben genommen habe. Ich gebe es zu. Was nicht heisst, dass ich gar nicht mehr schreibe. Und eigentlich ist es immer noch mein Tagebuch. Also kann ich schreiben so oft ich will. Oder auch nicht will. Eigentlich muss ich mich deswegen auch nicht entschuldigen. Trotzdem hoffe ich natürlich ihr freut euch über den neuen Eintrag. Ich freue mich auch, wenn ihr weiterlest. Statt mich zu entschuldigen, sage ich lieber danke. Danke, dass ihr meine Einträge mitlest. Das bedeutet mir viel. So, das war jetzt wieder viel komplizierter als nötig und schon habe ich wieder einen halben Abschnitt geschrieben, ohne euch irgendetwas erzählt zu haben. Top. Weiter geht’s.
An Silvester war ich zum Krimidinner eingeladen. Ich habe mich unglaublich gefreut - Krimidinner sind immer sehr lustig. Meine Rolle war Ina. Ina war eine Frau ohne Talente, die gut aussieht (kann man jetzt darüber streiten) und ihre Männer nach der Grösse ihrer Bankkonten aussucht. Ina war auch nicht unbedingt schlau. Sie schaffte es mit einem gutaussehenden, anzugtragenden, schnäuzigen Reifenhändler zusammenzukommen, der Schulden hatte. Sie hätte wirklich besser recherchieren sollen. Wahrscheinlich war sie geblendet vom Anzug. Und vom Schnauz. Das würde ich echt verstehen, Männer mit Schnauz haben echt etwas. Ich weiss nicht, wie es euch geht, aber ich freue mich auf November. (Für alle, die nicht wissen worum es hier geht, googlet mal "Movember” - wichtiges Thema). Eigentlich muss auch nur ein Mann einen Schnauz tragen und er weiss ganz genau, dass ich ihn meine. (Sorry, er darf natürlich. Ich will hier niemanden zwingen). Und ich will die Männerwelt (und alle anderen, die die Möglichkeit haben einen Schnauz wachsen zu lassen) auch nicht auf ihr schnauzvolles oder schnauzloses Gesicht reduzieren. Macht was ihr wollt. Ihr seid schön, so wie ihr seid. Oder so. Um noch einmal zum Spiel zurück zu kommen: Es war ziemlich schnell klar, dass ich nicht die Mörderin war und es war auch schnell ziemlich klar, wer der Mörder war. Wir haben das Rätsel also gelöst und es war sehr unterhaltsam. (Es war der Schwiegersohn. Schwiegermütter aufgepasst). Danach gab es Abendessen. Und dann war auch schon Mitternacht. Wir versammelten uns alle draussen und sahen einige Feuerwerke. Dann wurde natürlich heruntergezählt und dann wurde angestossen. Und dann fühlte ich mich immer noch genauso, wie fünf Minuten zuvor. Na ja, mit ein, zwei Schmetterlingen mehr im Bauch. Ich bekam nämlich meinen Neujahrskuss. Wenn es jemanden interessiert. Die Nachbarn waren auch froh, dass endlich Mitternacht war, um 00:15 waren sie bereits am Aufräumen und um 00:30 waren die Gäste aus der Tür. Keine Zeit verschwenden. Weil‘s so warm war gingen wir nach Mitternacht in den Pool. Nein, es war kein Whirlpool. Aber ich war noch nie am 1. Januar schwimmen, daher war das mal wieder eine neue Erfahrung. Das Glas Sekt hat sicher auch etwas nachgeholfen. Kennt ihr das, wenn einer eine Idee hat und alle finden sie mega cool und man sich dann irgendwie gegenseitig immer weiter bestätigt und irgendwann merkt, dass das vielleicht doch nicht so eine gute Idee ist, es aber dann zu spät ist, um einen Rückzieher zu machen, weil man nicht die Spielverderberin sein will? Die Intelligenten der Runde haben sich von Anfang an aus der Diskussion rausgehalten. Die Dummen mussten dran glauben. Es war schweinekalt. Wieso sagt man das eigentlich? Sind Schweine kalt? - Habe es herausgefunden: anscheinend werden Schweine im Winter geschlachtet. Zu Lagerungszwecken. Also sind eigentlich nicht die Schweine kalt, sondern die Witterung. Arme Schweine. Nicht wegen mir, ich esse keine Schweine. Sorry, nichts gegen Schweineesser. Denkt nur daran, wenn ihr das nächste Mal Schwein esst. Es ist vermutlich im Winter gestorben. Ich hoffe nach Weihnachten. Das hatte sich sein neues Jahr vermutlich auch anders vorgestellt… Zurück zum Thema. Wir blieben zwei Minuten im Wasser, bevor wir uns frierend und tropfend wieder ins Haus stürzten, um uns aufzuwärmen. Zum Glück hat jemand für Badetücher gesorgt. Die hätte ich ganz vergessen. Wäre unangenehm geworden. Danke fürs mitdenken. Um drei Uhr nahmen wir den letzten Bus nach Hause und legten uns müde ins Bett. Am nächsten Tag blieben wir bis 15:00 liegen. So lange habe ich schon lange nicht mehr geschlafen. Ein guter Weg, um das neue Jahr einzuläuten.
Der erste Januar - ein Tag wie jeder andere und trotzdem verleiht er den Anlass, sich unglaubliches vorzunehmen, um sein Leben zu verbessern. Einerseits schön, dass man sich dadurch motiviert fühlt etwas zu ändern, aber wieso muss man dafür bis zum ersten Januar warten? Ich bin sicher nicht die erste, die diese innovativen Gedanken hat, aber trotzdem denke ich das immer wieder. Und trotzdem frage ich mich jedes Jahr am ersten Januar, was ich ändern will. Oder besser formuliert, jedes Jahr am 1. Januar stelle ich mir vor, wo ich in einem Jahr sein will. Letztes Jahr habe ich mir zwei Dinge gewünscht: Erstens in Paris zu sein und zweitens endlich meine Probleme in Angriff genommen zu haben. Ein Jahr später kann ich bestätigen, dass beides in Erfüllung gegangen ist. Na ja, ich bin zwar in Lyon statt in Paris - aber vom Prinzip her ist es das, was ich wollte. Man muss das nicht so streng sehen. Wenn ich heute daran denke, wo ich in einem Jahr sein will, habe ich drei Wünsche: wieder zurück in der Schweiz zu sein. Versteht mich nicht falsch ich liebe es in Lyon, aber ich freue mich auch wieder auf mein Leben in der Schweiz. Ich denke auch, dass es vielen hier so geht. Wir geniessen unsere Zeit hier, aber wir merken auch, dass es zu Hause doch am schönsten ist. Und das ist auch gut so. Mein zweiter Wunsch ist, dass ich mein Jahr in Lyon bestehen werde. Und drittens hoffe ich, besser Französisch zu sprechen als ich es jetzt tue. Und natürlich ganz viel Liebe und Glück, wer wünscht sich das nicht. Ich bin gespannt, was daraus wird. Weil’s so schön war und ich natürlich nichts daraus gelernt habe, war ich am 2. Januar noch einmal Eisbaden. Diesmal nüchtern. Und vor Mitternacht. Meine Mama hat auch mitgemacht. War ganz cool. Ha ha. Nein im Ernst, es war weniger schlimm als erwartet und danach schüttet man so viele Endorphine aus, dass man sich unglaublich fühlt. Kann ich echt empfehlen. Seid aber bitte vorsichtig. Und bleibt nicht zu lange im Wasser. Es ist nicht ganz ungefährlich.
Am Mittwoch fuhren wir für drei Tage zum Wellnessen in den Schwarzwald. Da ist es genau so schön wie ich es mir immer vorgestellt habe. Wir wurden auf dem Weg auch vom schönsten Sonnenuntergang, den ich seit langem gesehen habe, begleitet. Wir haben es verpasst die Massagen zu buchen, also blieben uns genau noch das Schwimmbad und die Sauna. Und da mich niemand in eine Sauna bekommt, blieb noch das Schwimmbad. Und das Fitnesscenter. Also das Schwimmbad. Ich war schon seit Jahren nicht mehr in einem Schwimmbad aber war ganz lustig. Ich wurde einmal unfreiwillig und einige Male mehr oder weniger freiwillig getaucht. Da mir das seit Jahren nicht mehr passiert ist, war mein Körper überhaupt nicht vorbereitet und dadurch habe ich etwas zu viel Wasser geschluckt (es war ekelhaft, nebenbei erwähnt) und mir war die ganze Nacht schlecht. Manche Dinge sollte man ab einem gewissen Alter einfach nicht mehr machen. Noch dazu hätte ich mir vorher überlegen sollen, dass das ein unfairer Kampf sein würde und ich vermutlich den Kürzeren ziehen würde, Feminismus hin oder her. Ich muss mir manchmal eingestehen, dass ich nicht immer die Stärkere im Raum bin. Scheiss-Anatomie. Wer hat sich das eigentlich ausgedacht? Naja egal, dafür haben wir andere Vorzüge. Ansonsten war’s ganz gut. Da das Wetter nicht unbedingt schön war, verbrachten wir die meiste Zeit im Hotel. Natürlich musste ich auch die originale Schwarzwälder Torte probieren und da wir an verschiedenen Orten zum Kaffee waren, musste ich sie auch mehrere Male bestellen. Zu Vergleichszwecken. Diese Torte ist einfach lecker. Nur schon dafür hat es sich gelohnt in den Schwarzwald zu fahren. Und für das Sushi im Bett. Und für das Faulenzen. Und…
Am Montagmittag traf ich mich mit Freunden, mit denen ich früher zusammengearbeitet habe. Natürlich erzählten sie mir den neusten Klatsch und Tratsch aus der Firma. Ich war ein Jahr nicht da und es hat sich so viel verändert und dennoch ist so viel auch gleichgeblieben. Wir sprachen über dies und das. Am Dienstag war MC-Afterparty. Jedes Jahr wird nach der Semesterprüfung eine Party gefeiert - um die Prüfung möglichst schnell wieder zu vergessen. Dieses Jahr hatte ich Party ohne Prüfung. Noch viel besser. Die Party war gut und ich habe genau genug getrunken, um Spass zu haben und nicht zu viel, um mich am nächsten Tag nicht wie eine wandelnde Abfalltüte zu fühlen. Ich war sogar in der Lage zu brunchen am nächsten Tag. Ich war bei einer Freundin eingeladen und, Leute ich sage euch, das ist die beste Idee nach einer langen Nacht. Brunchen ist sowieso immer eine gute Idee aber noch besser, wenn man so ganz leicht ein flaues Gefühl im Magen hat. Ganz leicht Kopfschmerzen. Und dann richtig gut frühstücken kann. Dazu noch mit Kaffee die Restmüdigkeit und die Restkopfunannehmlichkeiten aus dem Weg schaffen. Perfekt. Warum trinkt man eigentlich, wenn man am nächsten Tag erst Mal einen fetten Brunch und zwei (drei) Kaffees braucht, um wieder in die Gänge zu kommen? Ich weiss es nicht. Vielleicht um genau das zu rechtfertigen. Hat jedenfalls Spass gemacht. Das Trinken. Und das Essen. Am Abend ging es gleich weiter mit Essen. Japanisch. Am Donnerstag war Familienabend. Am Freitag ging es wieder zurück nach Lyon. Ich war drei Wochen in der Schweiz und es fühlte sich an, als wäre ich eine Ewigkeit nicht in Lyon gewesen. Ich habe mich gerade wieder etwas an die Schweiz gewöhnt und jetzt musste ich wieder gehen. Einerseits freute ich mich, dass ich wieder etwas zu tun hatte. Ich war aber auch etwas nervös, wie ich mich wieder in Lyon zurechtfinden würde. Ich wollte meine kleine Komfortzone zuhause in der Schweiz nicht wieder verlassen. Aber darauf habe ich mich nun mal eingelassen. Mein Freund hat spontan entschieden, mit mir fürs Wochenende mitzukommen. Eine gute Idee. Das würde einerseits die Ankunft etwas erleichtern und andererseits konnten wir so noch etwas Zeit zusammen verbringen. Wie weit wollten wir den Abschied hinauszögern? Ja. Und ich musste mit all meinem Gepäck nicht Zug fahren. Es war komisch wieder in Lyon anzukommen und ich hatte etwas Schwierigkeiten meinen Platz in der WG wiederzufinden aber nach zwei Tagen war ich wieder da. Wir verbrachten ein gemütliches Wochenende und da es draussen so kalt war und wir sehr faul waren, verliessen wir die Wohnung genau einmal zum Einkaufen. (Solange das Wetter noch mitspielt, muss man es ausnutzen). Am Sonntag mussten wir uns dann trotz all unserer Bemühungen den Abschied hinauszuzögern doch verabschieden. Das ist schon nicht einfach. Aber wir sehen uns in zwei Wochen wieder, also etwas einfacher als sonst. Am Abend habe ich mich noch mit Freunden zum Kaffee getroffen und mir überlegt, wo ich am nächsten Morgen für mein Praktikum sein musste. Es geht wieder los. Drei Wochen Gynäkologie - ich freue mich.
Alles Liebe
-Kayley